Kurzer geschichtlicher Abriss zu den chinesischen Schriftzeichen

Die chinesischen Schriftzeichen sind mehrere tausend Jahre alt. Die ältesten bekannten chinesischen Schriftzeichen stammen aus dem Jahre 1600 v. u. Z. Wie die ägyptischen Hieroglyphen entstanden die frühesten Zeichen aus naturalen Abbildungen. Diese wurden im Laufe der Zeit zunehmend abstrahiert. So gibt es das Zeichen für Baum. Dasselbe Zeichen zweimal geschrieben ist dann ein kleiner Wald oder eben Hain. Und mehrere dieser Zeichen ergeben einen Wald.

Wie viele andere Kulturgüter kamen die Schriftzeichen etwa im 4. Jh. über Korea nach Japan. Japan kannte bis dahin keine eigene Schrift und so wurden die chinesischen Schriftzeichen zur schriftlichen Fixierung der eigenen Sprache benutzt. Da die chinesischen Schriftzeichen nur einen einsilbigen Laut repräsentieren und man für ein japanisches mehrsilbiges Wort mehrere chinesische Schriftzeichen benötigt hätte, wurde die Bedeutung einfach übernommen und dementsprechend japanisch gelesen.

Die Zahl der in Gebrauch befindlichen Schriftzeichen (kanji) und ihrer Lesungen nahm ständig zu. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die letzte große Schriftreform. Seit 1981 ist die Zahl der für amtliche Veröffentlichungen zugelassenen Zeichen auf 1945 kanji begrenzt. In den ersten 6 Schuljahren werden rund 900 kanji gelehrt. Die on- und kun-Lesungen dieser kanji wurde auf 3500 beschränkt. Für die Schreibung wurden einheitliche Regeln festgelegt (Strichfolge und –zahl).

Ein durchschnittlich gebildeter Japaner beherrscht etwa 3000 kanji. Umfangreiche japanische Zeichenlexika verzeichnen etwa 10.000 kanji. Chinesische Zeichenlexika kommen dagegen auf etwa 50.000 kanji.

 

Was bedeutet on-Lesung bzw. kun-Lesung ?

Bei den früher in Japan eingeführten chinesischen Texten wurde neben den Schriftzeichen (kanji) auch die chinesische Lesung übernommen (on-Lesung). Die Aussprache wurde dem japanischen Lautsystem angepasst und erfuhr dadurch Veränderungen.

Im Chinesischen kann ein Wort durch unterschiedliche Tonhöhen verschiedene Bedeutungen haben. Auf diese Unterscheidung der Töne wurde im Japanischen verzichtet. Die chinesischen Schriftzeichen wurden für sinnverwandte und sinngleiche japanische Begriffe verwandt und japanisch gelesen – kun-Lesung.

Das ist ein Grund, warum die Mehrzahl der Begriffe (kanji) sowohl chinesisch (on) als auch japanisch (kun) gelesen werden kann – im Gegensatz zum Chinesischen, das für jedes Zeichen nur eine Lesung kennt.

Wenn man Japaner sieht, die imaginär Zeichen in die Hand kritzeln, dann ist das auf die Tatsache zurückzuführen, dass eben die Bedeutung eines Wortes manchmal nur anhand der Schriftzeichen zu erkennen ist.